aubenfreund.
Oder b gründlicher Unterricht a in der ee N enthaltend
Belehrungen über die verſchiedenen Arten der Tauben, ihre Natur und Lebensart, Ankauf, Angewöhnung, Paarung, Er⸗ ziehung und Wartung derfelben,
Von 5 D. A. Weber.
Zweite Xuflage.
I)ES,LIdHD0DYVY WALYOSAT
+
l Pen CVS DARWIN
$. 1. Das Allgemeine.
Die Tauben, deren Geſelligkeitstrieb, Reinlichkeit, Schönheit, Nützlichkeit und andere liebenswürdige Eigenſchaften ſie zu der Klaſſe der Hausthiere erhoben haben, gehören zu den Sperlings⸗ arten, und zwar als ſolche zu der ſechſten Ordnung in der zweiten Klaſſe von Linns's Naturſyſtem. Schon die Alten, namentlich die Griechen, kannten die Tauben, wie uns Ariſtoteles berichtet; er führt jedoch nur 4 Arten, die wilde oder Holztaube, die Turtel⸗ taube, die Ringeltaube und die zahme Taube an, und ſagt, daß fie. 8 — 10 Mal, in Aegypten aber 12 Mal brüteten. Plinius, der Römer, läßt ſich weitläufiger darüber aus. Er beklagt die Verſchwendung bedeutender Summen für ſchöne Tauben, woraus hervorgeht, daß zu dieſer Zeit ſchon mehrere Taubenarten bekannt geweſen ſein müſſen. 8
Die Tauben unterſcheiden ſich von andern Vögeln durch zart⸗ geſpaltene kurze Füße mit vier Zehen, wovon drei vorwärts und eine rückwärts ſtehen, durch nackte, länglichrunde, offenſtehende Naſenlöcher und durch einen geraden, nur mit der Spitze etwas niedergeſenkten Schnabel. Sie ſind über alle Länder verbreitet, und werden, gezähmt, des Nutzens und auch des Vergnügens wegen gehalten. Ihr Nutzen, als Hausthiere, iſt mannichfach. Ihre große Fruchtbarkeit verſorgt die Küche mit friſchem Fleiſche, wel⸗ ches vor allem auf dem Lande, wo es oft an friſchem Fleiſche fehlt, von großem Vortheile iſt. Ja einige berühmte Köche empfehlen ſogar den Genuß des Taubenfleiſches als ein bewährtes Mittel ge⸗ gen Kummer und Sorgen. Der Marſchall Mauchy ſoll es, ſo wird angeführt, mit Erfolg als ſolches gebraucht haben. Ueberdem gewährt der Miſt, theils als Düngung, theils als Zuſatz zu Par⸗ fümerien, Nutzen, und die niedern Stände brauchen die Federn zu Betten. Die Feldtaube ſucht auch manche ſchädlichen Sämereien von den Feldern auf. Es wird auch ſogar behauptet, daß in Frankreich die Bäcker eine Lauge aus dem Dünger ziehen, mit welcher ſie das Weißbrod anmachen, und demſelben dadurch einen höchſt angenehmen Geſchmack mittheilen.
4
Dahingegen verurfachen die Tauben auch manchen Schaden. Sie zehnten die Ernten, fallen ſchwarmweiſe auf die Saaten, picken daran geſchäftig aus, was ſie lospaddeln können, ziehen ſogar in den Gärten die Erbſen, welche die ſorgſame Hausfrau im Früh⸗ jahre gepflanzt hat, auf und ſchlucken ſie in ihren ſchnell auflöſen⸗ den Kropf; und auch den Holzſchlägen ſind ſie nachtheilig, indem ſie den Waldſamen dünner machen. Aus dieſen Urſachen hat man auch in manchen Ländern Verordnungen erlaſſen, 99 das Halten der Tauben eingeſchränkt wird.
Erwägt man es aber recht, ſo iſt der Vortheil doch immer größer als der Nachtheil, denn dieſer kann durch angewandte Vor⸗ ſichtsmaßregeln, wenn auch nicht vermieden, doch höchſt unbedeu⸗ tend gemacht werden, und ſtellt man die Fütterungskoſten mit dem Ertrage in Verhältniß, ſo wird das Reſultat doch noch immer einen Ueberſchuß ergeben. Schlägt man nun noch das Vergnü⸗ gen an, welches die Tauben dem Landwirth gewähren, und bringt man dann noch in Erwägung, daß der Dünger faſt ein unent⸗
behrliches Bedürfniß für den Gartenbau, vorzüglich zur Pflanzung der feinern Gartenprodukte iſt, ſo wird gewiß jeder Landwirth die Taubenzucht nicht vernächläſſigen, ſondern ſie auch möglichſt em⸗ por zu bringen ſuchen, damit das Vergnügen mit dem Nutzen Hand in Hand gehe.
Diem Taubenliebhaber und dem Taubenzüchter die dazu ers forderliche Kenntniß mitzutheilen iſt der Zweck dieſer Schrift.
§. 2. Hauptabtheilungen.
Das Taubengeſchlecht zerfällt in zwei Abtheilungen: 1) in wilde,
2) in zahme.
Einige Schriftſteller haben freilich 5 Abtheilungen angenom⸗ men, aber dieſes iſt falſch, da es bloß Spielarten find. Buffon meint, daß alle Taubenarten von der Holztaube abſtammen, von der ſie nach und nach, jemehr ſie gezähmt wurden, abwichen. Er glaubt, daß zwiſchen den kleinen Haustauben und jenen wilden Tauben kein größerer Unterſchied ſtattfindet, als von dieſer bis zur großen rauhfüßigen Taube, mit welcher ſie ſich paaren und das Geſchlecht fortpflanzen. 3
Ueber die Urſachen der vielen Spielarten unter den zahmen Tauben giebt Buffon folgende Anſicht:
»Da der Menſch alles, was von ihm abhängt, nach ſeinem Geſchmacke und ſeinen Anſichten angeformt hat, ſo iſt gar nicht daran
zu zweifeln, daß er nicht auch der Schöpfer aller dieſer verſchie⸗ denen Arten der Haustauben iſt, die für uns um ſo vollkommener find, jemehr fie für die Natur veredelt und ausgeartet erſcheinen.« »Wenn wir einmal unſere Taubenſchläge als gehörig einge⸗ richtet und gut bevölkert annehmen, was unſere erſte und in der Ausführung freilich die ſchwerſte Sorge fein mußte, um uns über eine ſolche leichte, flüchtige Gattung von Vögeln die Herrſchaft eigen zu machen; ſo wird man leicht einſehen, daß ſich unter der gro⸗ ßen Menge junger Tauben, die wir in allen Jahreszeiten erhalten. viele finden müſſen, die ſowohl in Abſicht der Farben, als Größe und Bildung die bemerklichſten Abänderungen zeigen. Man ſuchte alſo aus der Menge die größten, ſchönſten, ſeltenſten heraus, um ſie beſonders mit größerer Sorgfalt und in einem engern Gewahrſam zu erziehen. Die Abkömmlinge dieſer ſo ausgewählten Tauben mußten abermals neue Spielarten darſtellen; auch dieſe wählte man wieder von den übrigen aus, ſonderte ſie ab und vereinigte im⸗ mer diejenigen mit einander, welche das ſchönſte Ausſehen hatten. »Die ſtarke Vermehrung iſt überhaupt und beſonders unter
den Thieren die erſte Quelle der Spielarten unter den Gattungen; aber die Behandlung dieſer Spielarten und ſelbſt ihre Vervielfäl⸗ tigung iſt nur ein Werk der Menſchen. Man muß einzelne Ge⸗ ſchöpfe, welche die meiſten Züge der Aehnlichkeit mit einander haben, aus den Händen der Natur ſammeln, ſie von ihres Gleichen ab⸗ ſondern und unter einander ſelbſt vereinigen, die Abänderungen, die ſich unter der zahlreichen Menge ihrer Abkömmlinge befinden, mit gleicher Sorgfalt erziehen; ſo werden in der Folge durch dieſe fortgeſetzte Aufmerkſamkeit eine unbeſchreibliche Menge neuer We⸗ fen entſtehen, welche die Natur, niemals hervorgebracht hätte. Der Grundſtoff aller lebenden Materien iſt ihr unſtreitiges Eigen⸗ thum. Aus dieſen bereiten ſich alle Keime der organiſirten Weſen, und ſcheint oft nur von dem Willen der Menſchen abzuhängen. Es iſt alfo feiner Gewalt überlaſſen, der Natur durch eine Verei⸗ nigung gewiſſer einzelner Geſchöpfe Zwang anzuthun, und ſie durch anhaltenden Fleiß nach ſeiner Abſicht zu ſtimmen, aus 2 einzelnen Geſchöpfen, die ſie gleichſam zufällig hervorgebracht, eine dauernde beſtehende Race zu machen, und viele andere Arten daraus zu erzie⸗ hen, die ohne fein Zuthun nie das Tageslicht erblickt haben würden. « E „Wenn alſo Jemand eine vollſtändige Geſchichte und aus⸗ führliche Beſchreibung unſerer zahmen Thiere machen wollte, ſo würde man damit nicht ſowohl eine Geſchichte der Natur, als
vielmehr der menſchlichen Kunſt erhalten.“ Soweit Buffon.
6
Der Verfaſſer erinnert ſich, irgendwo geleſen zu haben, daß ſich auf einem Kirchthurme ler glaubt zu Friedland) eine Taube mit einer Dohle begattete. Die Eier waren ſchwarzbraun gefleckt, die Spitze derſelben weiß. Zwei Junge kamen aus; das eine hatte ungefiederte, das andere gefiederte Füße, beide aber waren ſchwarz mit weißer Bruſt und weißen Flügelſpitzen. ö
Dieſes würde einen Belag zu Buffons Anſicht abgeben.
Zu den wilden Tauben, welche dem Menſchen ungeſellig, in ödem Gemäuer, Felſen, Wäldern leben, brüten und ſich ſelbſt näh⸗ ren, rechnet man viele Arten, namentlich: die Holz- oder Hohl: taube, die Ringeltaube, die Lachtaube, die Turteltaube, die Lerchen⸗ taube, die Kronentaube, die Wandertaube u. ſ. w. 1 0
Zu den zahmen Tauben rechnet man jetzt bereits mehr denn 70 bis 80 verſchiedene Gattungen, wovon wir demnächſt mehrere beſchreiben werden. Hier wollen wir nur einige beſondere Eigen⸗
thümlichkeiten der ganzen Gattung aufführen. ö Die Flügel ſind lang und reichen bis über den Schwanz hin⸗ aus, der aus zwölf regelmäßig vertheilten beweglichen Federn von gleicher Länge beſteht, und beim Fliegen als Steuerruder dient. Die Füße ſind kurz und ſchuppig, bei den meiſten nackend, bei eini⸗ gen mit Federn bedeckt. Die vier Zehen ſind etwas krumm und eingebogen. Die Tauben treten nicht auf die Fußblätter, ſondern bedienen ſich zum Gehen der Zehen und Ballen. Die Farbenmi⸗ ſchung beſtimmt ihre Schönheit und ihren Werth für die Tauben⸗ liebhaber. Sie haben zwei Magen, wovon der eine unter dem Halſe ſitzt und Kropf genannt wird. Dieſer beſteht aus einer ſehr ausdehnbaren Haut und ſteht mit dem erſteren, welches der eigent⸗ liche Magen iſt, mittelſt einer dünnen Röhre in Verbindung. Dieſer eigentliche Magen beſteht aus vier neben einander liegenden ſtarken Muskeln, die innen noch mit einer Haut überzogen ſind, die dick und ſchwielig iſt. Der Kropf dient zur Aufnahme des Fut⸗ ters, um es zur Verdauung zu erweichen und vorzubereiten. Die⸗ ſes geſchieht durch eine eigenthümliche Feuchtigkeit der Kropfhaut und durch Beihülfe von eingeſchlucktem Waſſer. So erweicht, füttern ſie entweder ihre Jungen mit den unzermalmt und un⸗ verhülſet niedergeſchluckten Samenkörnern, oder die Nahrung geht dann durch die bezeichnete enge Röhre in den eigentlichen Magen,
der ſie mit ſeinen Muskeln zermalmt und verdauet.
Die übrigen Eingeweide ſind wie bei andern Vögeln, doch findet ſich keine Gallenblaſe; die Galle wird, von der Leber berei⸗ tet, in einigen Gallenröhren Behufs der Verdauung weiter geführt.
She, Gang, welcher übrigens wegen ihrer kurzen Füße lang⸗ ſam und ungeſchickt iſt, richtet ſich nach ihrer Gemüthsſtimmung. Wenn ſie traurig ſind, ſo gehen ſie langſam von einer Stelle zur andern, den Kopf geſenkt; aber im Zorn erheben ſie den Kopf, drängen den ausgebreiteten Schwanz nach unten und drehen ſich brüſtend von einer Seite zur andern in Kreiſen, bald halb, bald ganz, herum.
Selbſt durch ihre Stimme machen ſie ihre Zärtlichkeit oder Betrübniß kund. Bald rupen, bald girren fie, die Tauber trom⸗ meln, und noch manche andere Laute laſſen ſich wahrnehmen. Man bemerkt an ihnen alle Sinne. Scharf iſt ihr Geſicht. Aus der Höhe ihres Fluges unterſcheiden ſie die Samenkörner auf der Erde, und erſpähen in weiter Ferne ihren Feind, den Raub⸗ vogel; ihre Heimath finden ſie aus weiter Ferne wieder. Fein und empfindlich iſt ihr Geruch. Daher find fie leicht durch Wohlge⸗ rüche zu kirren; daher vertreibt ſie jeder Geſtank. Sie bemerken das geringſte Geräuſch, und fliegen geſcheucht davon, wodurch ſie leiſes Gehör bekunden. Selbſt den Geſchmack äußern ſie dadurch, daß ſie eine Auswahl unter den Samenkörnern treffen, wenn ſie gemiſchtes Futter erhalten. | Ihr Flug iſt raſch und ausdauernd. Viele Meilen legen ſie, ohne ſich auszuruhen, immer fliegend zurück, und kein Raubvogel holt ſie leicht ein. Sie erleichtern ſich dadurch das Fliegen, daß ſie die Füße dicht an einander ziehen und hinter ſich ſtrecken, indem ſie den Hals zugleich in gerader Richtung vorwärts bringen. Wer hat nicht Gelegenheit gehabt, ihre gegenſeitige Treue zu bewundern! Mit welcher Bereitwilligkeit theilt jedes Paar die Sorge des Ausbrütens und der Erziehung der Jungen; wenn den Tauber die Reihe zum Ausbrüten der Eier oder zum Füttern der Jungen trifft, ſo iſt er willig bereit dazu. Selten gibt ſich eine Täubin mit einem andern Tauber ab. Bechſtein will jedoch bemerkt haben, daß es einzelne Täubinnen gäbe, welche mit allen Taubern, verehe⸗ lichten und unverehelichten buhlten, und ohne zu brüten, ihre Eier in einen Winkel hinlegten, um nur immerfort der Liebe zu huldi⸗ gen. Die Eiferſucht kann den Tauber ſogar zum Zorn reizen, und zürnend verſtößt er mit unverſöhnlichem Haß ſeine Täubin, wenn er ſie auf einer Untreue ertappt. Schlez erzählt in ſeiner Naturge⸗ ſchichte, daß er in ſeinen jungen Jahren ein Paar Tauben beſeſſen habe, die eine feiner Schweſtern aufgefuttert und ſo an das Zimmer ge⸗ wöhnt habe, daß ſie in einem Käfig hinter dem Ofen niſteten. Wäh⸗ rend der Brütezeit konnte der Tauber fein Weibchen nicht immer bewa⸗ chen, wie er ſonſt that; aber die Eiferſucht erlaubte ihm nicht, im⸗
(
mer tuhig auf den Eiern zu bleiben. Alle paar Minuten ſchlich er ſich ans Fenſter, um nachzuſehen, ob nicht feine Täubin mit einem Nebenbuhler auf einem benachbarten Dache Bekanntſchaft mache. Entdeckte er dann, daß ſie mit einem ſchnäbelte, ſo war ein Hauskrieg von 10 bis 12 Stunden gewiß. Er ließ ſie nicht mehr in den Käfig, biß wüthend auf ſie ein, und ſaß oft Tag und Nacht ohne Abwechſelung auf den Eiern. Die Täubin huckte in⸗ deß in demüthiger Stellung vor dem Gitter, machte ſtets Verſuche, den zürnenden Eheherrn durch Liebkoſungen wieder zu gewinnen, und ließ auch nicht eher ab, bis fie ihn ausgeſöhnt hatten,
Die Eiferſucht der Täubin äußert ſich auf andere Weiſe; ein ſtiller Gram zehrt ſie ab. Bechſtein führt davon ein merkwür⸗ diges Beiſpiel an. Ich hatte, e fagte er, »vor einigen Jahren ein Paar ſchöne ſchwarzköpfige Tauben, die ſich zärtlich liebten. Sie hielten ſich und heckten anderthalb Sommer recht fleißig mit einander; aber einmal brachten ſie ein Junges aus, welches eine weibliche Taube war. Dieſe drang ſich, als ſie mannbar war, durch eine außerordentliche Zärtlichkeit ihrem Vater auf, ſo daß er ſie als Gattin annahm, und ihre Mutter, ob ſie gleich nicht unanſehn⸗ licher als dieſe war, verſtieß. Die Mutter wurde alſo von Toch⸗ ter und Mann abgebiſſen, blieb immer im Taubenhauſe, paarte ſich an keinen andern Tauber mehr, ſondern ſetzte ſich ſtets, unge⸗ achtet ſie Vater und Tochter immer wegjagten, neben das Neſt, wo letztere brütete, und zehrte ſich vor Gram über ihren unmora⸗ liſchen Gatten und ihre Tochter ſo ab (ich übertreibe es nicht, denn ich habe die Beobachtungen ſehr genau gemacht), daß ſie ſtarb, als ſie die ausgebrüteten Jungen unter ihrer Tochter zum erſten Male piepen hörte. Ich öffnete ſie und fand nicht die geringſte Spur einer Krankheit, ſondern bloß Zuſammenſchrumpfung geſunder Eingeweide und Gefäße.! Soweit Bechſtein.
Es iſt den Tauben eine große Anhänglichkeit an ihren Herrn oder vielmehr an ihre Wohnung eigen. Meilen weit entführt kehren ſie zu derſelben zurück. Ein Raubthier kann ſie wohl au⸗ genblicklich daraus vertreiben, aber ſie kommen gern wieder, wenn ſie dieſelbe für ſicher halten. Oft ſtürzen ſie lieber, wenn ſie brennt, in die Flammen, als daß ſie dieſelbe verlaſſen. 8
Sie find äußerſt geſellig. Ein einzelnes Taubenpaar iſt ſelten zu vermögen, allein auf einem Schlage zu niſten; fie geſellen ſich, ſo bald als möglich, anderen Tauben, die in größeren Schaaren zu⸗ ſammen ſind, zu, ſelbſt wenn ſie in dieſem Vereine Entbehrungen ertragen müßten, die ſie einzeln nicht hätten. Am liebſten ſuchen
fie in Schaaren, nämlich die Feldtauben, ihre Nahrung auf den Feldern, und laden gern andere Tauben um ſich, um ihren Hau⸗ fen zu vermehren. 15 Ihr Trieb zur Reinlichkeit iſt außerordentlich. Sie baden ſich oft in klarem Waſſer, putzen ſich ſorgſam mit dem Schnabel, legen ſich im ſanften Regen auf die Dächer, um ſich den Schmutz abſpülen zu laſſen, und nie ſieht man ſie ihre Neſter beſchmutzen; ſelbſt die Jungen richten ſich in den Neſtern ſo auf, daß der Miſt hinaus fällt. Der Geſtank vertreibt fie aus ihrer Wohnung, ſchwarmweiſe flie⸗ gen ſie davon, kehren aber dahin zurück, ſobald dieſelbe gereinigt iſt. Die Taube iſt eins der ſanfteſten und friedfertigſten Thiere der Schöpfung. Selten erzürnen ſich die Tauben bei der Fütte⸗ rung, und fie laſſen ſelbſt andere Vögel ruhig die eingeſtreuten Sa⸗ menkörner aufpicken. Zänkiſche, eigenſinnige Tauben machen zu⸗ weilen eine Ausnahme; ſie vertreiben andere Tauber, ſelbſt ihre eigenen Söhne, vom Schlage. Man ſucht dieſe dadurch zu bekeh⸗ ren, daß man ihnen entweder einen Maulkorb umlegt, oder die hintere Zehe über das Knie feſtbindet, um ſie minder ſtreitfähig zu machen, und der Züchtigung der andern Tauben auszuſetzen, wo⸗ durch ſie dann nachgiebiger werden. Am beſten iſt jedoch, wenn man ſich ihrer entledigt. Sie ſind auch nicht ungelehrig, obgleich Manche ihnen Ein⸗ falt vorwerfen. Buffon erzählt von einem Knaben, der eine Taube ſo abgerichtet hatte, daß ſie, mittelſt einiger Geſchirre vor einem Wagen geſpannt, denſelben, ohne wegzufliegen, zog. Auch iſt es Jedem bekannt, daß ſie ſchon in alten Zeiten als die flüch⸗ tigſten Boten gebraucht wurden, um auf große Entfernungen Nachrichten ſchnell zu befördern; auch in der neueſten Zeit wird davon Gebrauch gemacht. Ueber die Abrichtung der Tauben zu dieſem Zwecke werden wir unten das Nähere mittheilen. N
$. 3. Taubenarten.
Beide Hauptabtheilungen zerfallen wieder in verſchiedene Arten, welche je nach der Größe, Farbe und Farbenmiſchung und anderer hervorſtechender Merkmale verſchiedene Benennungen er⸗ halten haben. : |
Zu den wilden Taubenarten gehören: 780
1) die Holz- oder Hohltaube. Sie hat mit unſerer Haustaube gleiche Größe. Am Kopfe iſt die Farbe der Federn aſch⸗ blau, der Hals ſchimmert in Regenbogenfarben, die Bruſt rothgrau, etwa mit Purpurroth gemiſcht und glänzend, die übrigen Theile ſind
F nninnen among — FP „ß 3 a 5 B = E na 8 1 — —..— K 8
genen nr
— —
10
aſchgrau, durch die ſchwarzen Flecken der Schwungfedern entſtehen zwei ſchwarze große Flecke auf den Flügeln; ebenſo ſind die Spitzen der Schwanzfedern ſchwarz. Die Füße ſind blutroth und die Na⸗ ſenhaut iſt orangegelb. Aſien und Europa iſt ihre Heimath, wo ſie in Gebirgen und Wäldern ſich aufhält, und gern in den Vor⸗ hölzern in hohlen Bäumen, zuweilen auch in Felsſpalten niſtet.
Sie gehört zu den Zugvögeln. Sie kommt Ende Februar oder Anfangs März bei uns an, und zieht Ende October wieder ab.
Sie ziehen in Geſellſchaften, 10 bis 20 zufammen, und vertheilen ſich auf einer Waldſtrecke von etwa einer Stunde, um ſich bequem von Getreide, Sämereien, Holz- und Wolfsmilchſamen, mitun⸗ ter auch von Heidel- und Wochhaldrahroten zu nähren. Bei uns brüten ſie nur 2 Mal, jedesmal 2 Eier.
2) Die Ringeltaube hat einen dunkelaſchgrauen Kopf und Kehle, Bruſt und Vorderhals purpuraſchfarben, der Hals blau, purpurroth und ins Grüne ſpielend, an beiden Seiten deſ⸗ ſelben iſt ein weißer Fleck, der jedoch den Hals nicht ganz umſchließt, im Uebrigen iſt ſie dunkelblau mit ſchmutzig dunkelaſchgrauen Schwungfedern, die an den Spitzen ſchwarz ſind, am Rücken der Fahne aber eine weiße Einfaſſung haben. Der Schwanz, deſſen Ende ſchwarz, iſt 6 Zoll lang. Außerdem hat ſie fleiſchroth ge⸗ ſchuppte Füße, eine rothe Naſenhaut und einen weißgelben Augen⸗ ſtern. Sie mißt vom Schnabel bis zum Ende des Schwanzes 17 und in der Breite mit ausgeſpannten Flügeln 28 Zoll. In Italien und im ſüdlichen Frankreich iſt ſie zu Hauſe, kommt aber auch im März nach Deutſchland, von wo ſie Michaelis wieder wegzieht, ſie hält ſich in Hölzern, die an Felſen ſtoßen, auch auf Wieſen, vorzüglich aber in Vorderhölzern auf und bauet ihr, künſt⸗ lich aus mit Lehm zuſammengebauten Reiſern beſtehendes Neſt auf Erlen⸗, Fichten⸗ und Tannenbäume. Bei uns in Deutſch⸗ land brüten ſie nur zwei Mal im Mai und Juni, wo ſie dann regelmäßig in einem Zeitraum von 17 bis 18 Tagen zwei Junge ausbringen, während das Ehepaar abwechſelnd brütet. Sie ſind außerſt ſcheu, ein lautes Girren und Rufen, das wie Kruckuguck, abwechſelnd drei bis vier Mal hervorgeſtoßen, klingt, verkündet dem Jäger, der ſie zu ſchießen ſucht, ihre Gegenwart. Sie ſind äußerſt ſchwer zu zähmen, nur wenn man ihnen die Eier oder Jun⸗ gen nimmt und dieſe von Haustauben ausbrüten und die Jungen von ihnen erziehen läßt, gelingt es zuweilen, aber demungeachtet erwacht in ihnen im Herbſte der Naturtrieb, und man muß 0 wenn ſie nicht davon ziehen ſollen, einſperren.
Waldſämereien, wie Tannen⸗, Fichten s und Kieferſamen, Getreidekörner, Rapps, Hanf: und Leinſamen find ihre Nahrung. 3) Die Lachtaube hat von dem lachenden Tone ihrer Stimme ihren Namen; es gibt mehrere Spielarten, die weiße, die graue und die Zwitter. Da ſie in Indien und China in der Freiheit lebt, ſo rechnet man ſie zu den wilden, ob man ſie gleich auch bei uns zahm, jedoch nur in den Stuben findet, weil ſie die Würmer lieben. Kopf und Rücken ſind röthlichweiß, Bruſt und Leib weiß, der Schwanz aſchgrau, ſie hat blutrothe Füße und einen goldgelben Augenſtern. Um den Nacken läuft ein halbmondför⸗ miger ſchwarzer Ring. Sie brüten gewöhnlich zwei Mal, oft aber auch nur ein Mal im Jahre, und bringen ſelten mehr denn ein Junges auf, nämlich die gezähmten. Zum Ausbrüten gebrau⸗ chen ſie 16 bis 18 Tage. Weizen, Hanf, Hirſe, Brotkrumen, Semmel in Milch geweicht und dergleichen find ihre Nahrung im: gezähmten Zuſtande. or es 4) Die Turteltaube iſt klein, etwa fo groß wie eine Mi⸗ ſteldroſſel, Aſien und Europa iſt ihr Vaterland. Zu uns kommt ſie gegen das Ende des Aprils als Zugvogel, gegen den Herbſt geht ſie wieder weg. Oben auf dem Kopfe und am Oberhalſe iſt ſie hellblau, am Unterhalſe hellaſchfarben, der Rücken grau oder ſchmu⸗ tzig dunkelblau; ein ſchwarzer Fleck mit 3 oder 4 halbmondför⸗ migen gekrümmten weißen Querſtrichen, der Bauch iſt weiß, die Flügel rothbunt, die vordern Schwungfedern dunkelbraun und aſchfarben, der Schwanz ſchwarz. Man hat jedoch verſchiedene Varietäten, bei welchen die angegebenen Farben manchen Abän⸗ derungen unterworfen find. Der Augenſtern iſt röthlichgelb, und ein ſchmaler fleiſchrother Ring umſchließt die Augen; die Naſen⸗ haut iſt roth und weiß. Dieſe Taubenart wird größtentheild in der Stube in gezähmtem Zuſtande gehalten, doch findet man ſie hin und wieder auf Schlägen, wo ſie ſich wohl gewöhnt, wenn die Eier von zahmen Tauben ausgebrütet ſind. In wildem Zuſtande ſind ſie ſehr ſcheu. Sie halten ſich in der Wildheit gern in Fichten⸗ wäldern und Vorhölzern auf, bauen ihre Neſter aus dürren Rei⸗ ſern auf hohen Bäumen; 2 Junge brüten fie gewöhnlich in 17 Ta⸗ gen aus. Gezähmt werden ſie mit Semmel und Milch gefüttertz in der Wildheit nähren ſie ſich von Getreidekörnern, Erbſen, Lein, Rüb⸗ ſamen, Fichtenſamen, Hanf, Heidelbeeren und manchem Geſäme. 5) Die Lerchentaube iſt in Amerika zu Hauſe und läßt ſich recht gut zähmen. Sie iſt nicht größer als eine Lerche, ihre Farbe iſt aſchrau, der Schwanz braun, die Bruſt ſilberpurpur. Ihre
12
Nahrung beſteht in allerlei in Amerika heimiſchen Sämereien, vorzüglich von Grasarten. 115 e 6) Die Kronentaube, deren Heimath in Indien und auf den moluckiſchen Inſeln iſt, iſt blaulichgrau, der Rücken rothbraun, der Kopf ſchwarz, die Füße weißroth gefleckt. Ein Federbuſch ziert den Kopf dieſer Taube, die beinahe ſo groß wie eine Trut⸗ henne iſt. In ihrer Heimath wird ſie unter den Hausvögeln ge⸗ halten, da ſie gern in der Nähe von Menſchen lebt. In ihren auf hohen Bäumen gebaueten Neſtern bringt fie zwei Junge aus. Ihre Nahrung iſt Mais und andere Sämereien. N
7) Die Wander tauben find in Nordamerika zu Hauſe. Sie machen jährlich in großen ungeheuren, im eigentlichen Sinne des Wortes die Luft verfinſternden Zügen eine Wanderung vom St. Lorenzſtrom durch die Vereinigten Staaten nach Louiſiana hin: unter, woher der Name entſtanden iſt. Unter ihrer Laſt brechen die Bäume, worauf fie raſten. Mit Stangen und Schießgeweh⸗ ren wird eine zahlloſe Menge getödtet, und unter den Bäumen, worauf ſie des Nachts ruhen, liegt am Morgen ſo viel Miſt, daß derſelbe nicht allein das Land ungemein fruchtbar macht, ſondern auch in unglaublicher Menge zur Düngung weggefahren wird.
Sie ſind ſo groß wie unſere Mohntauben. Rücken und Hals aſchgrau, Bruſt röthlich. Der ſpitz zulaufende Schwanz, der ſo lang wie der ganze Körper iſt, hat ſechs ſchwarze, im Uebrigen aber aſchgraue Ruderfedern mit weißen Spitzen. Die Augen ſind mit einer blutrothen Haut umgeben. Der Schnabel iſt ſchwarz, die Füße find roth. Der Ahorn-, Ulmen, Buchen und Fichten⸗ ſamen, Maulbeeren und Heidelbeeren und andere in Nordamerika heimiſche Sämereien dienen ihnen zur Nahrung. ie Zu den zahmen Taubenarten gehören:
1) Die Feldtaube. Zu dieſer Art rechnet man alle, welche ihre Nahrung im Felde ſuchen, woher der Name. Sie bilden eigentlich den Uebergang von der wilden zur zahmen, und es iſt wohl unbezweifelt, daß ſie von erſterer abſtammen. Sie haben auch nicht ganz den Trieb zur Ungebundenheit abgelegt; denn ge— fällt es ihnen nicht mehr in ihrer Wohnung, ſo verlaſſen ſie die⸗ ſelbe, und ſiedeln ſich auf Thürmen, unter Kirchendächern oder verfallnem Gemäuer an. Sie ſind von ſehr verſchiedener Farbe, gleich den zahmen Tauben, jedoch viel kleiner. Dieſe, nämlich die zahmen Tauben, auch Haus- oder Hoftauben genannt, ſehnen ſich nicht mehr nach Freiheit, fie verhungern, wenn der Menſch fie nicht füttert. b a
13
Obgleich es, wie ſchon oben geſagt, eine Menge Arten der letztern gibt, ſo eignen ſich doch folgende vorzüglich nur zur Zucht:
2) Die Pfauentaube, welche auch wohl Pfauenſchwanz genannt wird, hat ihren Namen von ihrem hohlgeformten Schwanze, den fie, wie der Pfau, fächerförmig aufrichten und aus- breiten kann. Sie ziert ſich eben ſo wie der Pfau, vorzüglich aber während der Begattungszeit, und geräth, indem ſie den Kopf ſo weit zurück und den Schwanz ſo weit vorwärts neigt, daß ſie ſich beide beinahe berühren, in eine zitternde, durch die große An⸗ ſtrengung der Muskeln veranlaßte Bewegung. Die Täubin hat dieſe Eigenſchaft mit dem Tauber gemein. Die Zahl der Ruder⸗ federn iſt ſehr verſchieden, von 12 bis zu 32. ö .
Sie ſind größtentheils weiß, doch gibt es auch ſolche, die einen ſchwarzen Schwanz und Kopf haben und im Uebrigen ganz weiß ſind. Dieſe hält man für die ſchönſten. Der breite Schwanz hindert dieſe Taubenart ſehr am Fluge, der dadurch unſicher wird.
Oft verfängt ſich der Wind darin und wirft ſie zur Erde. Dieſe Tauben haben die Eigenheit, daß ſie ſich mit den Möven begat⸗ ten, woraus eine beſondere Art mit Halskrauſe und Pfauenſchwanz entſteht, die man die Pfauenmöventaube nennt.
3) Die Möventaube, auch das Mövchen, zuweilen auch Halskrauſentaube, Kreuztaube, Zwergtaube und Kraustaube, im Oeſterreichiſchen aber Kräuſelſchnäbler genannt, iſt die kleinſte der Haustauben, denn ſisiſt nicht viel größer als eine Turteltaube.
Es gibt unter denſelben rothe, ſchwarze und weiße, auch ſolche,
welche weiß, deren Flügel aber von den eben genannten Farben ſind, ſeltener ſind Mohrenköpfe und Federfüße. Sie hat ſehr lange Schwingen, aber einen ſehr kurzen Schnabel, weßhalb ſie auch am liebſten Leine, Hirſe⸗, Rüb⸗ und Hanfſamen u. ſ. w. frißt. Ueber der Bruſt am Halſe hat ſie eine Reihe aufwärts geſträubter Fe⸗
dern, die einer Halskrauſe gleichen. Sie gehört zu den ſchönſten, „
aber zieht ſelten mehr als ein Junges groß, obgleich ſie oft brütet.
4) Die Perückentaube, auch Schleiertaube, hat nach * u ihrem Kopfputze, der aus einem, einer Haube ähnlichen Federwulſt I/
beſteht, welcher ſich auf beiden Seiten des Halſes bis an den Kropf herabzieht, ihren Namen. Sie iſt kleiner wie die Pfauentaube und hat, wie die Kropftaube, die Eigenſchaft, ihren Kropf aufbla⸗ ſen zu können. Rothe mit weißen Köpfen findet man am häu⸗ figſten, dann iſt die vordere Seite der Perücke weiß, die hintere von der Farbe des Gefieders. Man hat ſie jedoch auch von an⸗ deren Farben. Blaue, ſchwarze und weiße ſind ſehr ſelten.
14
5) Die Kropftauben haben die Gewohnheit, ihren Kropf aufzublaſen, indem fie Luft einziehen, woher der Name. Zuweilen iſt der Kropf größer als der Körper ſelbſt. Man hat ſie in den verſchiedenſten Farben, und manche zählen wohl 20 Varietäten, nackte und rauhfüßige. Dieſe letzteren find meiſtens weiß mit lan⸗ gen Flügeln, und man hält ſie für die ſchönſten. Die Mohren⸗ taube, welche einen weißen Streif unter dem Halſe und einen wei⸗ ßen Schwanz hat, im Uebrigen, mit Ausſchluß der weißen Schwung⸗ federn, aber ſchwarz iſt; die feuerfarbige, mit einem braunen und rothen Querſtrich an den ſchwarz geränderten Federn, die kaſtanien⸗
braune, die iſabellfarbige, die ſchieferfarbige mit weißer Halskrauſe, die erbſengelbe und mehrere andere. Im Allgemeinen zeichnen ſie ſich daburch aus, daß die Schwungfedern in ihren Flügeln vorn bis zur Hälfte weiß ſind. N N Der aufgeblaſene Kropf, der ſie zwingt, den Kopf ganz zu⸗ rückzuhalten, giebt dieſen Tauben ein unförmliches Anſehen, hemmt ſie in ihren Bewegungen und macht ſie oft zur Beute der Raub⸗ thiere. Manche Taubenhändler betrügen den Liebhaber dadurch, daß ſie anderen Taubenarten den Kropf aufblaſen, und ſie als Kröpfer zum Kauf ſtellen. ig,: N 6) Die türkiſche Taube oder Brieftaube iſt eine der größ⸗
udn A ten. Der gekrümmte Schnabel iſt mit einem warzigen, weiß ge⸗
—
puderten Fleiſchgewächs über den Naſenlöchern beſetzt, etwa ſo groß wie eine Erbſe, das einem Turbane gleicht. Um die Augen zieht ſich ein ſchön rother Ring, ſie hat rothe Füße und lange Flü⸗ gel. Nie entfernen ſie ſich vom Schlage. Meiſtentheils ſind ſie ſchwarz, doch hat man ſie auch von andern Farben; am ſelten⸗ ſten ſind die weißen, welche man für die ſchönſten alt 7) Die Höckertaube, auch Pagadette genannt, iſt etwas größer als die vorige. Um die Augen zieht ſich ein Ring, der weißwarzig iſt, wodurch ſie ſich von der türkiſchen unterſcheidet, mit welcher ſie zuweilen verwechſelt wird. Sie hat ebenfalls einen Höcker über den Nafenlöchern, der jedoch größer iſt. Wegen ihrer Stärke beherrſcht fie den Taubenſchlag, deßhalb muß man ſie ab⸗ ſondern. Fruchtbar ſind ſie nicht; wenn ſie auch öfter im Jahre brüten, ſo bringen ſie doch ſelten mehr als ein Junges auf. 5 8) Die ſpaniſche Taube iſt eben ſo groß wie die vorige, hat aber einen geraden Schnabel ohne Höcker, der Augenring ſchmal und weiß. Man ſchätzt ſie ſehr, wenn ſie ſchön gezeichnet iſt. Sie ſtammt eigentlich nicht aus Spanien, ſondern die tür; kiſche Taube erzeugt ſie mit der Höckertaube.
—.— . ———— . — 8 . u =
9) Didier Taube hat kurze Beine) kurzen dicken e a
Schnabel, die Augen ſind mit einem rothen Kreis umgeben, und der Körper iſt ſtark. Sie iſt der vorhergehenden faſt gleich und Manche machen darunter keinen Unterſchied.
10) Die Barbarei⸗Taube, zuweilen auch Cipriane ge⸗ nannt, ſtammt urſprünglich aus der Barbarei. Niedlich wie das Mövchen hat fie mit derſelben viel Aehnlichkeit, nur daß fie etwas
größer iſt. Die meiſten find ſchwarz und roth, die weißen aber au⸗
ai ſchön. Sie hat einen rothen Ring um die Augen, der jedoch ſchmäler iſt als bei der türkiſchen, und worin fie ſich von . den Mövchen unterſcheiden. Es werden ſehr ſchöne Varietäten hervorgebracht, wenn fie ſich mit den Pfauentauben und Mövchen ei
begatten. Die Baſtarde mit erfteren haben rothe Augenringe und den Schwanz derſelben, aber die Eier dieſer Baſtarde ſind unbrauch⸗ f
bar; die Baſtarde mit der letzteren haben ee, und gleich⸗ IE, 1
Falls rothe Augenringe. 4 11) Die Tummler, auch Purzeltaube genannt; ſind gewöhn⸗ lich gelbroth, doch giebt es auch graue, rothe, ſchwarze und weiße,
letztere noch ſeltener. Sie haben die Eigenſchaft, daß ſie ſich im .
ſchnellſten Fluge mehrere Male überſchlagen und purzelnd um ſich ſelbſt drehen. Sie fliegen ſehr ſchnell und ſchwingen ſich hoch in die Luft. Sie ſind klein, haben einen glatten Kopf, kurzen Schwanz und kurzen Schnabel. Man bedient ſich derſelben, um 0 andere Tauben einzuladen. i 12) Die Trommeltaube hat rauhe Füße, und heißt duch nach dem Ton ihrer Stimme Glu⸗Glu, welchen fie ſchnell und oft hinter einander wiederholt, ſo daß es in der Ferne dem Schalle einer Trommel ähnlich einge: Sie ift ſehr fruchtbar, brütet alle Monate, ſelbſt wenn ihre Jungen noch nicht allein freſſen können. Doch kann man gewöhnlich nur 8 — 9 Bruten rechne.
13) Die Mond- oder Monattaub en haben kleine Flügel, ſtarken Leib, der Schnabel iſt wenig gebogen. Sie werden auch
Federfüße genannt. Größer als die Feldtaube, hat ſie ihre Benen⸗
nung von ihrer großen Fruchtbarkeit. Monatlich liefert ſie ihre |
Jungen; die Täubin legt während des Sommers in 21 Stunden zwei Eier, im Winter aber alle zwei Tage. Wenn ſie 2 Jahre alt iſt, fängt fie an, am fruchtbarſten zu werden und erſt nach dem 7ten Jahre verliert fie. Sie brütet 17 — 18 Tage im Sommer, 19 — 20 im Winter. Zu viele derſelben dürfen nicht in einem
Schlage gehalten werden, denn fie find ſehr eifersüchtig und ſtreit⸗ luſtig. Zu nahe an ihre Neſter duldet ein Paar kein underes, ſie
ke 7 4.
* 2 5 N er
zerſtören ſich ſogar gegenſeitig die Eier. In einem Schlage mittler Größe von etwa 8 Fuß ins Gevierte dürfen daher höchſtens 10 bis 12 Paar dieſer ſtreitſüchtigen, aber ſehr fruchtbaren Thiere gehalten werden. 17 ut f N 14) Die Karmelitertaube iſt die kleinſte der in Europa bekannten Arten; die befiederten Füße ſind ſo kurz, daß ſie auf dem Bauche zu liegen ſcheint, wenn ſie auf denſelben ſteht. Der Schnabel iſt kurz und klein, der Unterleib und die Flügel bei allen weiß, der übrige Theil des Körpers aber von verſchiedener Farbe, als erbſengelb, ſtahlgrün, hellgrau. s
15) Die holländiſchen Muſcheltauben haben Hinter
* dem Kopfe muſchelförmig aufſtehende Federn, woher die Benennung.
Sie hat lange Schwingen, fliegt daher raſch, und kommt beinahe
der Pfauentaube an Größe gleich. Die Farbe iſt weiß, am Kopf, Flügelſpitzen und am Schwanze ſchwarz. Zuweilen find dieſe Abe zeichen blau, gelb oder roth, weßhalb man ſie auch wohl Blaukopf, Gelbkopf u. ſ. w. nennt. Der Körper iſt langgeſtreckt und ſchmal. i 16) Die Schwalbentaube, auch wohl Schwalben:
ſchwänze und Feentauben genannt, iſt klein mit langen Flü⸗
geln und hat einen ſchnellen ſchwalbenähnlichen Flug. Sie hat
eine Haube und iſt von erbſengelber, rother, blauer oder ſchwarzer Farbe, während ſie unterm Kopfe und am Halſe weiß iſt. Die Federn des Schwanzes und des Kopfes und auch die Schwung⸗ federn der Flügel ſind immer von der Farbe des übrigen Körpers
verſchieden, worin das vorzügliche Merkmal dieſer Art beſteht.
Geſcheckte find nicht beliebt, man hat auch unbehaubte.
17) Die Klatſchtauben klatſchen im Fluge mit den Flü⸗
i a geln ſo ſtark zuſammen, daß man deutlich in ziemlich großer Ent⸗ fernung den Schlag vernehmen kann. Schnell iſt ihr Flug, ihre
Bewegungen heftig, ſo daß ſie ſich zuweilen die Schwungfedern zerbrechen. Sie ſind grau von Farbe mit ſchwarzen Flecken auf
. „den Flügeln. Sie drehen ſich wie die Purzler..
18) Die Maskentauben habe glatte Füße, ſind von mittler Größe, ſchneeweißer Farbe, von der Größe der Mondtauben, und haben ihren Namen von einem farbigen Strich, der, einer Maske gleich, über den Schnabel bis zur Mitte des Kopfes geht; der Schwanz iſt immer von derſelben Farbe. Es iſt eine recht gute Art, da ſie ſich ſtark vermehren und auch wohl ins Feld gehen.
Außer den vorſtehend genannten hat man noch mehre Abarten, z. B. Strupptauben, Zopftauben oder Löwentauben, Mönchstauben u. ſ. w. Die Namen Mohrenköpfe und Blauköpfe rühren nur allein
von der Farbe des Kopfes und des Schwanzes her, während der übrige Körper weiß iſt; ebenfo Schwarz =, Roth- und Blaubrüſte, wenn der Körper weiß, Bruſt und Schwanz aber eine jener Far⸗
ben haben. Dieſe Benennungen beruhen eben ſo wenig auf einem
Unterſchied in der Gattung als die Bezeichnungen: Weiß ſtriche, geſtaarte Weißſtriche u. ſ. w.
Die Schönheit der Tauben iſt wohl größtentheils nach dem individuellen Geſchmacke der Liebhaber verſchieden; beſtimmte Re⸗
geln möchten darüber wohl nicht aufzuſtellen ſein. Doch kann
man im Allgemeinen annehmen, daß Bau und Zeichnung regel⸗
mäßig und die Farben ſelten oder vielmehr nicht gemein ſein müſſen.
Es dürfte hier am paſſendſten ſein, Einiges über die Brief⸗ oder Poſttauben und deren Abrichtung zu ſagen. Die vorſtehend Nr. 6. aufgeführte Türkiſche, welche vorzugs⸗
weiſe die Brieftaube heißt, wird bei uns nicht dazu gebraucht.
Alle Arten, deren Flug ſchwerfällig iſt, wie die Pfauentaube, Krö⸗ pfer u. ſ. w., taugen nichts dazu. Am beſten ſind die Feldtauben, oder auch andere leicht beſchwingte Arten, doch muß man farbige, keine weißen nehmen, weil jene eher den gierigen Blicken des Raub⸗ vogels entgehen.
Vormals bediente man ſich der Taubenpoſt häufiger als jetzt, namentlich zwiſchen Alexandrien und Aleppo; doch hat man auch in neuerer Zeit mehrere, recht gut ausgefallene Verſuche, nament⸗ lich in Holland und Frankreich gemacht; man hat ſogar zwiſchen Amſterdam und London über die Nordſee durch die Taubenpoſt correſpondirt. Es kann im Durchſchnitt angenommen werden, daß die Taube in einer Stunde 12 deutſche Meilen zurücklegt.
Die Meinung, daß man nur ſolche Tauben gebrauchen könne, welche gerade Junge oder auch Eier haben, iſt irrig. Man muß die Tauben ganz dazu abrichten, damit ſie immer su dem Zwecke gebraucht werden können, und deßhalb nimmt man Junge, welche ſo weit ſind, daß die Federn eben anfangen hervorzuſtoßen.
Das Abrichten 8
dieſer geflügelten Boten der Lü fte geſchieht nun wie folgt:
Man futtert die jungen Tauben, wenn ſie ſo weit, wie eben geſagt, herangewachſen ſind, aus der Hand, um ſie zu kirren und völlig zahm zu machen, welches auch ſehr bald gelingt.
Sobald ſie ordentlich fliegen können, ſchickt man ſie in einem völlig freien unbedeckten Käfig nach dem Orte, mit welchem man mittelſt der Taubenpoſt in Correſpondenz zu treten wünſcht, und läßt
ei 2
— — — —
——̃ (y — u u
18
während der Reife denfelben fo. tragen oder ſtellen, daß die Tau: ben die Gegend überſehen können. |
An jedem der beiden Orte muß ein für fie allein beſtimmter Taubenſchlag eingerichtet ſein, worin wenige Fuß über dem Boden kleine Behälter als Neſter für dieſe Tauben angebracht ſind, die nur gerade ſo groß ſein müſſen, daß ein Paar darin niſten kann, und deren Eingang ebenfalls nicht zu groß iſt. In dieſen Behält⸗ niſſen kann man die Tauben, welche auf Botſchaft verſandt werden ſollen, oder davon zurückkommen, am leichteſten fangen, denn er⸗ müdet von der Reiſe, ſuchen die Zurückkommenden ſofort ihr Neſt. Wäre diefes nun zu hoch oder zu groß, fo würde man zu viel Mühe haben oder auch wohl die andern Tauben ſtören.
Sobald nun die in dem Käfig auf die oben beſchriebene Weiſe verſandten Tauben an den Ort ihrer Beſtimmung angekommen find, ſetzt man ſie in dieſen für ſie beſtimmten Schlag, und hält ſie darin wenigſtens 8 — 10 Wochen gefangen, während welcher Zeit man ſie recht gut füttert, und oft mit ihnen ſpielt, damit ſie auch hier heimiſch werden, wozu die angegebene Zeit mindeſtens erforderlich ift.
Hat man die Ueberzeugung, daß fie ſich auch an dieſen Schlag gewöhnt haben, ſo kann der Poſtdienſt, wozu man ſich übrigens durchaus nur eines gepaarten Männchens und Weibchens, nie eines ungepaarten bedienen darf, beginnen. Die letztern könn⸗ ſen ſich auf der Reiſe in andere Liebſchaften einlaſſen, worüber ſie dann ihren Auftrag vergeſſen würden.
Man läßt alſo ein Ehepaar gewöhnlich zuſammen fliegen; jeder Theil hat dieſelbe Botſchaft unter den Flügeln. Anfangs wird es jedoch gut ſein, nur eine fliegen zu laſſen, weil dieſe ihre Rückkehr beſchleunigen wird, um wieder zu der Zurückgebliebenen zu kommen. Auch könnte die in ihrem Dienſte noch unerfahrne Taube durch irgend einen Umſtand unterwegs aufgehalten werden, in welchem Falle man dann ihre Gefährtin nachfliegen läßt, die ſie gewiß wieder zurückbringt.
Ehe man eine Taube fliegen läßt, taucht man ihre Füße in Eſſig, damit ſie nicht Luſt bekomme, ſich unterwegs zu baden.
Bei der erſten Reiſe muß man ſie, wenn das Haus ſo hoch liegt, daß man die Gegend, wohin die Sendung geht, von dem höchſten Punkte deſſelben überſehen kann, von dieſem Punkte weg⸗ fliegen laſſen, wo nicht, ſo muß man ſie auf's Feld tragen und zwar in der Richtung ihrer Beſtimmung uud von dort abreiſen laſſen. Auch muß man ihren Flug mit den Augen verfolgen, um ſie aufſcheuchen zu können, wenn ſie etwa Luſt bekommen
19
ſollte, ſich in der Nähe der Stadt nieder zu laſſen. Hat fie ihren Flug erſt einmal angetreten, ſo hat man dieſes ſelten zu befürchten.
Geht die Sendung ſehr weit, ſo daß man erwarten kann, daß die Gefahren für die flüchtigen Boten ſich mehren, ſo läßt man einige Paar mit derſelben Botſchaft mit einmal fliegen, oder auch paarweiſe nach und nach, damit die Sendung gewiß ihr Ziel erreiche, wenn auch einige Tauben den Gefahren oder den Mühen des weiten Fluges, der vielleicht über Meeresflächen geht, erliegen ſollten. f f
An dem Orte ihrer Beſtimmung muß man aufpaſſen, um die Ankunft der Tauben ſofort inne zu werden, ihnen ihre Bot⸗ ſchaft abzunehmen, und ſie mit Futter zu verſorgen, ſowie auch, wenn ſie eine Antwort zurückbringen ſollen, die ſofort zu expediren. Denn gewöhnlich halten ſie ſich nicht lange auf, und kehren bald wieder zurück, vorzüglich wenn ſie Junge haben. Einſperren darf man ſie nicht, damit ſie keinen Widerwillen gegen dergleichen Sendungen erhalten. Nur durch Schmeicheleien und gutes Fut⸗ ter erhält man ſie kirre und verzögert ihre Abreiſe ſo lange, bis die Antwort fertig und befeſtigt iſt. b
Den von der Taube zu überbringenden Brief ſchreibt man auf das feinſte Papier, was zu haben iſt; auch verſteht es ſich von ſelbſt, daß er nicht groß ſein darf und ſo kurz wie möglich abgefaßt ſein muß. Ganz ſchmal und flach zuſammengelegt, befeſtigt man ihn dann mit der größten Vorſicht unter einem der Flügel, damit er nicht durch das Schlagen der Flügel losgehen und herabfallen und auch vom Regen nicht verletzt werden kann. Dieſes geſchieht auf auf folgende Weiſe. Mit einer ſehr feinen, dazu eigends angefer⸗ tigten Nadel befeſtigt man ihn unten an einer der Federn des Flü⸗ gels, und zwar ſo, daß die Spitze derſelben auswärts gerichtet iſt, damit die Taube durch dieſelbe nicht verletzt werde. Von dem Briefe, der ganz unter dem Flügel verſteckt ſein muß, darf nichts herabhängen, damit die Luft ſich nicht darin fange, und die Taube dadurch im Fluge gehindert werde. Hierauf umwindet man die Spitze der Nadel zwei Mal mit einem ganz feinen aber dabei ſtarken, feſten ſeidenen Faden, den man gehörig feſtknüpft. So vorbereitet kann die Taube ihre Reiſe antreten. Erforderlichen Falls kann man auch unter beiden Flügeln ſolche Briefe auf dieſe Weiſe anbringen. Manche wickeln auch den Brief vorher in ganz fei⸗ nen Wachstaffet und befeſtigen denſelben durch feinen Silberdraht. Dieſes Verfahren iſt aber nicht ſo gut wie das vorerwähnte.
Man ſieht, daß dieſes Verfahren ganz einfach und daher ohne
große Schwierigkeiten auszuführen iſt.
N. 4. Taubenbehaͤlter.
Es gibt deren verſchiedene Arten: ö 1) Die Taubenhöhlen, Taubenkäſten, auch Köten in manchen Gegenden genannt. N 2) Die Taubenſchläge. 3) Die Taubenhäuſer. i Alle dieſe Behälter müſſen eine freie, hohe Lage gegen Morgen,
wenigſtens gegen Süden haben, denn die Tauben bedürfen der
Wärme zum Brüten und ſonnen ſich gern. Dieſes iſt vorzüglich im Frühjahr und Herbſte nothwendig. Oft gewöhnen ſich die Tauben von den Behältern weg, wo ihnen das angegebene Bedürf⸗ niß abgeht. Auch Stille lieben ſie, vorzüglich die Feldtauben. Bei dieſen haben die angegebenen Umſtände ſo auf die Vermehrung Bezug, daß fie durch das Vorhandenſein derſelben um die Hälfte geſteigert werden kann. Man thut alſo wohl, bei Anlegung der Taubenbehälter dafür Sorge zu tragen. Wenn auch die frei und hoch gelegenen den Angriffen der Raubvögel mehr ausgeſetzt ſind, ſo ſteht der durch dieſe mögliche Weiſe entſtehende Schaden doch in keinem Verhältniß zu den zu. erwartenden Vortheilen. Gut iſt es auch, wenn die Taubenbehälter inwendig ausgeweißt werden, weil die Tauben die weiße Farbe ſehr lieben. ˖
Die Taubenhöhlen findet man größtentheils bei den Landleuten. Sie befinden ſich in dem Dachkaſten auf dem ober⸗ ſten Stockwerke eines Hauſes. In dem Dachkaſten wird zwiſchen jedem Geſparre ein Flugloch eingeſchnitten, vor demſelben aber ein Tritt oder hölzerner Nagel eingeſchlagen, worauf die Tauben ſitzen und bequem aus und einfliegen können. Der Kaſten iſt inwendig
unter dem Dache mit einem Dedel verſchloſſen. Sie find groß ge⸗
nug, um einem Paar Tauben den nöthigen Raum zum Wohnen und Brüten zu gewähren. Sie haben den Nachtheil, daß man den
Miſt verliert, und daß die Jungen oft entwiſchen, wenn man ſie aus⸗
nehmen will. Köten heißen ſie, wenn mehrere mit einander ver⸗ bunden und an der Seite eines Hauſes über oder neben einander befeſtigt ſind. Im letztern Falle ſtehen ſie durch inwendig in den Seitenwänden angebrachte Löcher in Verbindung mit einander. Manche Landbewohner weiſen den Tauben auch wohl die